Fleisch aus dem Labor?! Das klingt erstmal wie aus einem Sci-Fi-Film und nicht unbedingt appetitanregend. Doch es ist bereits Realität, auch wenn die Forschung noch am Anfang steht. Laborfleisch verspricht eine nachhaltige und ethische Alternative zur herkömmlichen Viehzucht. Aber was genau steckt hinter dieser futuristischen Idee? Und könnte Laborfleisch tatsächlich eines Tages die Welt ernähren? Tauche mit uns ein in die Welt von Zellkulturen und Bioreaktoren.
Was ist Laborfleisch eigentlich?
Laborfleisch, In-vitro-Fleisch oder im Englischen „Cultured Meat“ genannt, wird nicht aus geschlachteten Tieren gewonnen, sondern aus tierischen Zellen, die in einem Labor kultiviert werden. Der Prozess beginnt mit der Entnahme weniger Stammzellen, vor Muskel- oder Fettzellen, von einem lebenden Tier. Diese Zellen werden in einem speziellen Nährmedium mit Vitaminen, Proteinen und Mineralien gefüttert und wachsen in einem Bioreaktor zu Gewebe heran. Das Ergebnis: echtes Fleisch, ohne dass dafür ein Tier sterben musste.

Warum Laborfleisch?
Die herkömmliche Fleischproduktion steht zunehmend in der Kritik. Umweltprobleme, Tierschutz und der wachsende Welthunger stellen uns vor Herausforderungen. Das Fleisch aus dem Labor könnte hier eine Lösung bieten:
- Nachhaltigkeit: Die Viehwirtschaft ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasen. Laborfleisch benötigt weniger Ressourcen wie Land und Wasser.
- Tierschutz: Kein Tier muss für Laborfleisch sterben. Das macht diese Methode besonders für Menschen attraktiv, die bisher aus ethischen Gründen kein Fleisch gegessen haben.
- Wachsende Weltbevölkerung: Mit immer mehr Menschen auf der Erde steigt der Bedarf an Fleisch. Laborfleisch könnte dabei mithelfen, diesen Bedarf zu decken.

Wie wird Laborfleisch hergestellt?
Der Herstellungsprozess von Laborfleisch ist so faszinierend wie komplex:
- Zellentnahme: Einige Zellen werden unter Betäubung von einem Tier entnommen. Dieser Vorgang ähnelt einer Biopsie. Ob die Tiere dabei dennoch Schmerzen verspüren, ist bisher umstritten.
- Zellkultur: Die entnommenen Zellen werden in einem Nährmedium vervielfältigt. Hier bekommen sie alles, was sie zum Wachsen brauchen.
- Gewebebildung: Unter speziellen Bedingungen formen sich die Zellen zu Muskel- oder Fettgewebe.
- Ernte: Das fertige Gewebe wird entnommen und weiterverarbeitet – zum Beispiel zu Burgerpatties.

Ist Laborfleisch vegan?
Eine der häufigsten Fragen zu Laborfleisch ist, ob es vegan ist. Die Antwort darauf ist nicht ganz eindeutig und hängt von der Perspektive ab. Laborfleisch wird aus tierischen Zellen hergestellt, was es per Definition nicht vegan macht. Viele Veganer:innen meiden alle Produkte, die tierischen Ursprungs sind, auch wenn sie keine Schlachtung beinhalten. Allerdings könnten Menschen, die aus ethischen Gründen auf Fleisch verzichten, Laborfleisch als akzeptable Alternative sehen, da es ohne Tierleid auskommt. Die Entscheidung bleibt letztlich eine persönliche und hängt davon ab, wie strikt jemand die vegane Lebensweise interpretiert.
Der Geschmackstest: Kann Laborfleisch überzeugen?
Die Frage aller Fragen: Schmeckt Laborfleisch wie echtes Fleisch? Die bisherigen Testergebnisse sind vielversprechend. Ob Burger aus kultiviertem Fleisch oder Hühnchen-Nuggets – viele Tester berichten von einer authentischen Fleischtextur und einem vertrauten Geschmack. Natürlich steckt die Technologie noch am Anfang, und es wird weiter daran gearbeitet, die Textur, den Geschmack und die Vielfalt zu optimieren.
Die großen Herausforderungen
So vielversprechend Laborfleisch auch klingt, der Weg zur Massenproduktion ist noch lang. Hier einige der größten Hürden:
- Hohe Produktionskosten: Zwar sinken die Kosten stetig, doch Laborfleisch ist in der Herstellung noch immer deutlich teurer als herkömmliches Fleisch.
- Großproduktion noch nicht möglich: Für die Herstellung im großen Stil mangelt es bislang an der Umsetzung, auch ist der benötigte Energieverbrauch noch nicht abzusehen.
- Technologische Hürden: Komplexere Fleischstücke wie Steaks sind schwieriger zu produzieren als Hackfleisch.
- Akzeptanz: Viele Menschen stehen der Idee von im Labor hergestelltem Fleisch skeptisch gegenüber. Transparente Aufklärung und Vertrauensaufbau sind entscheidend. Immerhin: laut einer repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos aus dem Jahr 2023 wäre ein Drittel der Deutschen dazu bereit, Laborfleisch in ihren Speiseplan aufzunehmen.
- Regulierungen: Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen weltweit noch angepasst werden. Bisher ist Laborfleisch nur in wenigen Ländern wie Singapur offiziell zugelassen. Vor allem in Deutschland und der EU sind die Hürden der Regulierung hoch.
Wo stehen wir heute?
Die erste kommerzielle Zulassung von Laborfleisch erfolgte 2020 in Singapur. Dort kann man kultivierte Hühnchen-Nuggets bereits auf der Speisekarte finden. Auch in anderen Ländern wie den USA wird intensiv daran gearbeitet, Laborfleisch auf den Markt zu bringen. Zahlreiche Start-ups wie Eat Just, Mosa Meat und Upside Foods sind Vorreiter in dieser Branche.
Was bedeutet das für dich?
Laborfleisch könnte in Zukunft einen festen Platz in unserer Ernährung einnehmen – vielleicht sogar in deinem Einkaufswagen. Es bietet eine Möglichkeit, die wachsenden globalen Anforderungen an unsere Ernährung zu bewältigen, ohne dass wir auf Genuss verzichten müssen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie schnell diese Technologie wirtschaftlich rentabel und massentauglich wird.
Fazit: Eine Frage der Zeit?
Laborfleisch steht an der Schnittstelle von Technologie, Ethik und Umweltbewusstsein. Es verspricht, eine nachhaltige Alternative zur konventionellen Fleischproduktion zu sein und gleichzeitig die wachsende Nachfrage nach tierischen Produkten zu bedienen. Noch ist es nicht so weit, dass kultiviertes Fleisch alltäglich wird. Doch die Entwicklung schreitet rasch voran – und vielleicht genießt du schon bald den ersten Bissen eines Burgers, der aus dem Labor stammt. Bereit für die Zukunft auf deinem Teller?
Quellen:
BZfE (2023) „Fleisch aus dem Labor“. Verfügbar unter: https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/orientierung-beim-einkauf/fleisch-aus-dem-labor (Zugriff am 16. Januar 2025).
Klatt, R. (2022) „Laborfleisch – Studie untersucht Akzeptanz in Deutschland“. Verfügbar unter: https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/umwelt/laborfleisch-studie-untersucht-akzeptanz-in-deutschland-13376149 (Zugriff am 16. Januar 2025).
BZfE (o.J.) „Künstliches Fleisch: Für jeden Dritten eine Alternative“. Verfügbar unter: https://www.bzfe.de/ernaehrung-im-fokus/wissen/kuenstliches-fleisch-fuer-jeden-dritten-eine-alternative (Zugriff am 16. Januar 2025).
Verbraucherzentrale (2024) „Clean Meat – ist Laborfleisch die Zukunft?“. Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/clean-meat-ist-laborfleisch-die-zukunft-65071 (Zugriff am 16. Januar 2025).
EUFIC (2023) „Fleisch aus dem Labor: wie es hergestellt wird und was die Vor- und Nachteile sind“. Verfügbar unter: https://www.eufic.org/de/lebensmittelproduktion/artikel/fleisch-aus-dem-labor-wie-es-hergestellt-wird-und-was-die-vor-und-nachteile-sind (Zugriff am 16. Januar 2025).
Bilder:
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